Promiskuität bei Frauen als ein Zeichen von Unsicherheit? 6 Gründe dagegen!

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Heute Bitch, morgen Schlampe – übermorgen möglicherweise eine lebenslustige Frau, die einfach zu ihren Bedürfnissen steht. Promiskuität bei Frauen spiegelt oft ihren Spaß an Sex und Erotik wider. Allerdings wird sie häufig als Unsicherheit oder (noch) mangelnde Selbstfindung abgetan.

Dass dies jedoch nicht stimmen muss, und warum Promiskuität bei Frauen keinesfalls ein Zeichen von Unsicherheit zu sein braucht? Das thematisierte unter anderem Ellen Kate Friedrichs* kürzlich.

Was macht Promiskuität bei Frauen zu einem so interessanten Thema?

Inzwischen besitzen Frauen in den meisten Ländern der westlichen Welt den gleichen Rechtsstatus wie Männer. Zwar sind in puncto Beruf und Karriere immer noch nicht alle Ungleichheiten beseitigt, doch immerhin tut sich etwas.

Wie sieht es jedoch im Bereich erotische Kontakte aus? Gelten hier wirklich gleiche Spielregeln für Personen jeden Geschlechts?

Sobald du dich in diversen Erotik-Foren umschaust, zeigt sich eher dieses Bild: Ladys, die offen zu ihrer Sexualität und ihrem Männerverschleiß stehen, werden auf den ersten Blick hoch gehandelt. Hinter ihrem Rücken tuschelt man(n) jedoch, dass sie sich wahrscheinlich noch nicht selbst gefunden haben. Oder noch nicht an einen Mann geraten sind, der ihnen zeigt, wie der Hase läuft.
Promiskuität bei Frauen wird also noch bis heute als Ausdruck einer weiblichen Unsicherheit aufgefasst. Und nicht wie bei Männern als Symbol für das eigene Selbstbewusstsein und einen gesunden Jagdinstinkt in Bezug auf das andere Geschlecht.
Zu kurz gegriffen, meint Ellen Kate Friedrichs – stattdessen sei es an der Zeit, mit diversen Vorurteilen aufzuräumen.

Auf welche Aspekte du dich dabei freuen darfst? Schau hier:
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  • Das weibliche Verlangen versus Lustunterdrückung im Patriarchat
  • Das potenzielle sich-abhängig-Machen von männlichen Wünschen
  • Die barmherzige Samariterin?
  • Die Verbindung Selbstbewusstsein und Casual Sex
  • Wie viel Freiraum lassen einem „Erwachsene“?
  • Der Zusammenhang zwischen weiblicher Lust und Psychologie

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Punkt 1: Promiskuität bei Frauen passt nicht ins System

Nein, sie durchbricht lediglich das Muster, mit dem in Patriarchaten die Sexualität der Frauen klein gehalten wird.
Schließlich ist es nichts Neues, dass Frauen mit einer hohen Zahl an Sexpartnern skeptisch beäugt werden. Gerade jungen Frauen in der Selbstfindungsphase steht es laut weit verbreiteter Männer- (und oft auch Frauenmeinung) besser an, in einer langfristigen Beziehung Erfahrungen zu sammeln. Durch die Betten toben und sich einfach das nehmen, worauf frau gerade Lust hat? Nicht im patriarchalischen Weltbild.
Insofern wird eine lustvolle und für viele Männer offenherzige Sexualität auf Seiten der Ladys schnell als Unsicherheit abgetan. Ist sie aber nicht. Stattdessen ist sie lediglich ein Ausdruck dafür, dass eine Frau ein individuelles Bild von ihrer eigenen Lust besitzt. Und sich diese zu erfüllen weiß. Tough, selbstbestimmt und dabei immer noch prinzipiell empathisch.

Punkt 2: Viele Frauen denken, ihre Sexualität sei von der ihres Partners abhängig

Promiskuität bei Frauen gilt sowohl bei Männern als auch bei Frauen schnell als verdächtig. Zunächst freuen sich viele Männer offiziell über eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Aber sobald sie feststellen, dass die Frau genauso an sich selbst denkt, wie die Männer das teilweise zu tun pflegen, ist Schluss mit lustig.
Dann wird die Frau schnell zur Schlampe oder zum unerzogenen Stück, das sich nicht nach den Männern richtet. Wie viel besser wäre es doch, wenn sie sich – wie in den Medien vermittelt – eher am Mann orientierte…
Netter Versuch, aber eine selbstbewusste Frau, die mit sich und ihrem Sexleben im Reinen ist, macht sich garantiert nicht davon abhängig, ob sie und ihre Vorlieben einem Mann gefallen. Viel lieber sucht sie sich einen Partner und / oder Liebhaber, der mindestens im selben Maße auf ihre Bedürfnisse eingeht. Schon wieder kein Anzeichen von Unsicherheit, sondern nur von gesundem Egoismus.

Punkt 3: Ich habe doch nur meine (sexuelle) Pflicht erfüllt…

Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Aber warum eigentlich nicht?

Viele – vor allem junge – Frauen haben aus Spaß am abwechslungsreichen Sex mit vielen verschiedenen Männern. Da spricht auch absolut nichts gegen. Allerdings gibt es auch keinen Grund, sich dafür zu schämen und zu behaupten, man hätte es nur den Männern zum Gefallen getan. Frau darf ruhig an sich selbst denken.

Es heißt zwar oft, dass Frauen vor der überbordenden Sexlust auf beiden Seiten geschützt werden müssten. In Wahrheit steckt allerdings oft wieder nur der versteckte Wunsch dahinter, offenherzigere Frauen in die „bad girl“-Ecke zu stellen. Tugendhafte Frauen tun „so etwas“ ja nicht. Und werden dann als prüde bezeichnet.

[su_quote]Merke: Wenn du gefühlt eh nur verlieren kannst, entscheide dich einfach für das, was dich wirklich interessiert.[/su_quote]

Tob‘ dich aus und lass‘ dir nicht einreden, dass deine eigenen Wünsche nur Ausdrücke von Unsicherheit sind. Du brauchst nicht als Heilige zu sterben – ein gutes Gewissen dir selbst gegenüber ist schon vollkommen genug.

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Punkt 4: Die Beziehung zwischen Selbstbewusstsein und Casual Sex ist kompliziert

Selbstverständlich hängt die Wahl deiner Sexpartner davon ab, wie selbstbewusst du bist und wie leicht du einem anderen Menschen vertrauen kannst.
Eine Studie hat ergeben, dass sich College Studentinnen mit einem ausgeprägten Selbstwertgefühl mit Casual Sex und Casual Dating deutlich wohler fühlten als die, die nicht so selbstbewusst waren.
Auch andere Forscher fanden heraus, dass offensichtlich ein Verhältnis zwischen dem Selbstbewusstsein und der Partneranzahl besteht. Ein proportionales – und zwar unabhängig vom Geschlecht.

Daher haben beispielsweise Corrine Fisher und Krystyna Hutchinson den Podcast „Guys We Fucked“ gegründet. Mit der Info an alle Frauen: „Es ist okay, wenn ihr viel Sex habt und stolz darauf seid.“
Marie Lobel, die die Sex- und Beziehungsrubrik auf der Website Dirtyinpublic betreut, fügt hinzu dem noch hinzu: [su_quote cite=“Marie Lobel“ url=“http://everydayfeminism.com/2016/04/women-sex-insecurity/“]„Zu behaupten, dass eine Frau eine gebrochene Person sei – und das nur auf Grundlage, wie sie ihre Sexualität ausdrückt -, sagt weniger über ihr wahres Ich als über deine Selbstwahrnehmung aus.“[/su_quote]
Promiskuität bei Frauen ist also immer noch kein Anzeichen für Unsicherheit. Viel eher für Lebensfreude und Spaß an erotischen Kontakten!

Punkt 5: Promiskuität bei Frauen wird oft „im Erwachsenensprech“ von oben herab beurteilt. Zu Unrecht.

Gerade junge Frauen, die sich munter durch die Betten probieren, bekommen von älteren Erwachsenen häufig gut gemeinte Ratschläge. Was zwar positiv gemeint ist und tatsächlich auf weitergehenden Erfahrungen beruht. Aber eben auch subjektiv ist.
Letztlich wünscht sich sicherlich jeder junge Mensch das Recht, seine eigenen Erfahrungen machen zu dürfen und nicht als unmündiger Grünschnabel abgetan zu werden. Tatsächlich haben probierfreudige Ladys meist schnell heraus, was ihnen zusagt und was nicht. Sexuell müdige Bürgerinnen eben, die nicht über Gebühr beschützt zu werden brauchen, weil sie auf sich selbst achten können.
[su_quote]Räubertochter statt Prinzessin ist angesagt. Das kleine Mädchen war gestern, heute rockst du die Szenerie.
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Punkt 6: Promiskuität bei Frauen ist eine Folge von Unsicherheit und psychologischer Irritation

Das zunehmende Interesse an der Psychologie machte im Laufe der Zeit natürlich auch vor den Themen Sex und Erotik nicht Halt. Insbesondere Dr. Karen Horney arbeitete in den 1930er und 1940er Jahren nicht nur interessante, sondern auch fachlich wertvolle Ergebnisse zu den Themengebieten Ängsten und Neurosen aus.
Diese führten einerseits dazu, dass promiske Frauen nicht mehr so schnell in der „Sie kann nicht anders, sie ist eben nymphoman“-Schublade landeten. Aus dem Fall für den Psychologen wurde bereits ansatzweise eine Frau, die sich freiwillig für ihre sexuelle Probierfreudigkeit mit mehreren Partnern entschied.
Doch leider machten es sich auch weiterhin viele Menschen einfach und hinterfragten die Motivation für das weibliche Handeln nur eingeschränkt. Nichtsdestotrotz öffnete Horneys Ansatz eine Tür für die folgende, heute wohl angebrachte Einsicht:

Promiskuität bei Frauen – Unsicherheit? Was für eine Unsicherheit?

Es gibt keinen Grund, dass du dich für deinen Spaß am Sex und an wechselnden Partnern schämen musst. Oder dein Selbstbewusstsein und deinen Selbstwert davon abhängig machen solltest, was andere von dir denken. Sei einfach du selbst und hab‘ so viel Spaß, wie du willst, mit wem du willst – dann ist alles im grünen Bereich!

Oder kurz zusammengefasst:
[su_table]

der verzwicktere Weg sexuelle
Experimentierfreude
Unsicherheit, ob diese gut ist Suche nach äußerer Bestätigung Verweigerung schwindendes Selbst-bewusstsein steigende Unsicherheit
der straighte Weg sexuelle
Experimentierfreude
Unsicherheit, ob diese gut ist Hören auf dein eigenes Bauchgefühl gutes Gefühl dir selbst gegenüber größere Unabhängigkeit von außen noch besseres Gefühl dir selbst gegenüber

[/su_table]

Fazit: Du musst nicht sofort zur totalen Maneaterin mutieren. Aber du hast das Recht dazu, so viele erotische Kontakte zu knüpfen, wie du willst. Insofern überleg‘ dir in Ruhe, welche und wie viele Rosinen du dir herauspickst. Guten Appetit!

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Quelle:

http://everydayfeminism.com/2016/04/women-sex-insecurity/ (zuletzt aufgerufen am 06.04.2017 um 16.57 Uhr)

Zu Autorin:
Ellen Friedrichs schreibt Gastbeiträge bei Everyday Feminism. Sie ist Gesundheitserzieherin, Teilzeitautorin und Mutter. Sie arbeitete bereits im Manhattan‘s Musum of Sex entwickelte Curricula zum Thema sexuelle Erziehung in Mumbai, Indien, und leitete HIV-Präventionsprogramme für Risiko-Teenager in der südlichen Bronx. Aktuell organisiert sie ein Middle- und High-School-Gesundheitsprogramm und unterrichtet menschliche Sexualität am Brooklyn College.

Bilder von Diego Cervo und Raykin Dmitriy via Colourbox.com